Der Bereich des Rechnungswesens gehört zu den ältesten Berufen der Menschheit. Bereits um 3500 v. Chr. führten königliche Schriftgelehrte Aufzeichnungen, die sich nicht allzu sehr von der Arbeit heutiger Buchhalter unterschieden. Das moderne Rechnungswesen ist ein enorm komplexes und sich weiterentwickelndes Gebiet, welches sich in der Praxis grob in die Bereiche Finanzbuchhaltung und Bilanzbuchhaltung unterteilen lässt.
Die Unterscheidung dieser zwei Bereiche und somit diesbezüglich den Durchblick zu behalten, fällt nicht immer leicht. Umso mehr, wenn man selbst gar nicht in diesem Bereich tätig ist. So mancher Chef ist dann schnell überfordert, wenn er Hilfe bei der Buchhaltung benötigt und verzweifelt entsprechende Berater sucht. Zudem gibt es viele Weiterbildungsmöglichkeiten und Spezialisierungen in diesem Berufsfeld, die die Auswahl nicht einfacher gestalten.
In diesem Artikel erläutern wir die fachlichen Unterschiede zwischen Finanzbuchhaltern und Bilanzbuchhaltern.
Zuerst einmal nehmen wir die zwei Bereiche etwas näher unter die Lupe.
Finanzbuchhaltung und Bilanzbuchhaltung – verständlich erklärt
Finanzbuchhaltung
Die Finanzbuchhaltung (FiBu) erfasst alle externen, unternehmerischen Vorgänge wie Aufwendungen und Erträge und wird als Teilbereich des betrieblichen Rechnungswesens bezeichnet. Während größere Unternehmen noch zusätzlich in Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung (Eingangs- und Ausgangsrechnungen) unterscheiden, ist dies bei kleineren Unternehmen meist nicht notwendig. Das hauptsächliche Ziel der Finanzbuchhaltung, ist das Dokumentieren der Bestandsveränderungen und Vermögensverhältnisse, um so das Gesamtergebnis eines Unternehmens, sprich Gewinn oder Verlust, zu ermitteln.
Die Finanzbuchhaltung ist in der Regel gesetzlich vorgeschrieben und stellt einen kodifizierten Satz von Rechnungslegungsstandards dar, die alle Finanzbuchhalter auf die Finanzunterlagen der Organisation anwenden. Diese Prinzipien zur Rechnungslegung regeln die Grundsätze, nach welchen ein Unternehmen bilanziert d. h. die Gewinn- und Verlustrechnung aufstellt.
In Europa müssen sich Wirtschaftsprüfer an die Regeln der International Financial Reporting Standards (IFRS) für die Finanzbuchhaltung halten. Diese dient Steuer- und Aufsichtsbehörden dazu, eine Vergleichsgrundlage auf einheitlicher Basis anwenden zu können. Derzeit sind Jahresabschlüsse nach IFRS nur für Gesellschaften und kapitalmarktorientierte Konzerne verpflichtend. Der wohl bekanntere Rechnungslegungsstandard ist das Deutsche Handelsgesetzbuch (HGB). Nach diesem müssen deutsche Unternehmen grundsätzlich bilanzieren. (Vorschlag vorangegangener Absatz: Highlight-Container)
Bilanzbuchhaltung
Die Bilanzbuchhaltung konzentriert sich eher auf die Bedürfnisse des Unternehmens als auf die Einhaltung externer Rechnungslegungsstandards. Die betriebswirtschaftliche Rechnungslegung umfasst in der Regel eine erhebliche Anzahl von Projektionen und Modellierungsaktivitäten und wird häufig zur Unterstützung des Managements bei der Entscheidungsfindung und Leistungsbewertung verwendet.
Ein Bilanzbuchhalter konzentriert sich auf die Unterstützung des Managements bei der Führung des Unternehmens. Dazu gehören die Analyse der Kosten eines Unternehmens, die Unterstützung bei Finanzentscheidungen, die Gewinnplanung, die Berechnung von Gewinnschwellen, die Kapitalbudgetierung und die Berechnung der Kosten bestehender Produkte, um den Lagerbestand des Unternehmens zu bewerten und die Kosten der verkauften Waren zu ermitteln.
Worin genau unterscheiden sich nun die Tätigkeiten eines Finanz- und Bilanzbuchhalters?
FINANZBUCHHALTER | BILANZBUCHHALTER |
Lohn- und Gehaltsabrechnungen | Bilanzen und Jahresabschlüsse erstellen |
Buchungen und Kontierungen | Einnahmen und Ausgaben überwachen |
Zahlungen veranlassen | Kosten den einzelnen Bereichen zuweisen |
Monatliche Kostenrechnungen | Kostendeckungs- und Leistungsrechnung |
Wie werde ich Bilanzbuchhalter?
Voraussetzungen Bilanzbuchhalter
Um sich zum Bilanzbuchhalter ausbilden zu lassen, ist eine mindestens dreijährige, abgeschlossene kaufmännische Lehre oder alternativ die Ausbildung zum Steuerfachangestellten erforderlich. Des Weiteren werden nachweislich drei Jahre Berufserfahrung im betrieblichen Rechnungswesen benötigt. Danach können Sie die Prüfung bei der IHK abgelegen. Im Anschluss erhalten Sie den Titel „geprüfter Bilanzbuchhalter“.
Zu Aufwendig? Private Institute bieten die Möglichkeit der alternativen Ausbildung. Allerdings erreichen Sie dort nur die Berufsbezeichnung „Bilanzbuchhalter“, da es sich bei der Bezeichnung „geprüfter Bilanzbuchhalter“ um eine geschützte Berufsbezeichnung handelt und diese ausschließlich von Personen getragen werden darf, welche die entsprechende IHK-Prüfung erfolgreich absolviert haben.
Wie werde ich Finanzbuchhalter?
Voraussetzungen Finanzbuchhalter
Bei der Ausbildung zum Finanzbuchhalter handelt es sich um eine berufliche Weiterbildung, welche bestimmte Fachkenntnisse voraussetzt.
Eine abgeschlossene kaufmännische Ausbildung mit einer mindestens einjährigen Berufserfahrung gehört zu den Grundvoraussetzungen. Als Alternative wird eine berufsakademische Ausbildung ebenso anerkannt. Eine anschließende, 1-2-jährige Berufserfahrung ist dann jedoch zwingend notwendig. Sollten Sie ein betriebswirtschaftliches Studium mit entsprechend praktischer Tätigkeit besitzen, haben Sie die Anforderungen auch erfüllt. Sie besitzen keine der oben genannten Voraussetzungen? Dann können Sie trotz alledem noch die Zulassung über eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung im Bereich des Finanz- und Rechnungswesens erwirken.
Zusammengefasst – der Unterschied Bilanzbuchhalter/Finanzbuchhalter
Die vorangegangene Ausbildung macht den Unterschied! Als Bilanzbuchhalter darf sich nur bezeichnen, wer die Prüfung bei der IHK bestanden hat. Finanzbuchhalter hingegen ist jeder, der mit Buchhaltung zu tun hat.
Wie wirkt sich die jeweilige Ausbildung später finanziell aus?
Das Durchschnittsjahreseinkommen eines Finanzbuchhalters liegt bundesweit bei etwa 49.200 €, wohingegen der Bilanzbuchhalter, aufgrund seiner zusätzlichen Ausbildung und der zu tragenden Verantwortung, im Durchschnitt etwa 52.200 € jährlich verdient.